Deutsche Tränen

(mittel)
Deutscher sein – ein Grund zum Weinen? Und wie lange gibt es das „Deutschsein“ eigentlich schon?
Ich bin ein Deutscher! Stürzet herab, der Freude Tränen, dass ich es bin!
Stolberg
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Kommentar

„Man verfiel in Germanismus und Deutschtümelei und auch in ein nationales Pathos, das heute peinlich wirkt. Vieles ist nur zu verstehen als der unbeholfene Ausdruck eines neuen Erlebens.“ So kommentiert ein deutscher Historiker das Zitat aus dem Jahr 1774.

Es war also damals etwas Neues, ein Deutscher zu sein? Eigentlich halten wir doch unsere Nationalidentität für etwas ganz Ursprüngliches und Unveränderliches.

Aber im europäischen Mittelalter war man in erster Linie Christ, daneben Angehöriger eines Standes (Bauer oder Ritter usw.), aber nicht Deutscher. Das „Pathos“ des Zitats hätte damals niemand verstanden. Nur langsam führt die Entwicklung dann zur primären Identifizierung mit einem Volk oder einer „Nation“.
Goethezeit

Autor und Werk

Friedrich von Stolberg, 1750-1819.
Aus „Vaterland“ von 1774.

Verben

stürzen
20180528


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